Vatersuche philosophisch betrachtet - ein persönlicher Brief an eine Frau, aber eine Botschaft an alle, die suchen

Liebe Frau Fleischmann,

ich bedanke mich sehr herzlich für Ihr Mail wie auch für Ihre Wortmeldung bei der Diskussion im Schloss Trautenfels. Ihr Beitrag hat einen sehr wichtigen Aspekt von Heimat eingebracht, nämlich die Frage des „Woher komme ich?“ Diese Frage betrifft die persönlichen Vorfahren ebenso wie den geschichtlichen Kontext, dem wir entstammen und der oftmals erst mühsam erforscht werden muss. Ihr Begriff „Vaterwurzeln“ gefällt mir sehr gut, erweiterbar auf Mutter-, Eltern-, Großelternwurzeln. Einige Werke Thomas Bernhards etwa – „Der Keller“ oder „Auslöschung“ stehen dafür exemplarisch – sind eine Hommage an seine Großvaterwurzeln, an den Dichter Johannes Freumbichler.

Ihre ganz persönliche Suche nach Ihren Vorfahren, zu der ich Ihnen viel Glück und Erfolg wünsche, offenbart noch einen wichtigen Aspekt: Heimat ist vermutlich sehr oft nur durch eine engagierte, geduldige, von Hindernissen geprägte große Suchbewegung aufzufinden, indem wir die uns wichtigen Vorfahren oder geschichtliche Aspekte aktiv aneignen müssen. Verschollene Vorfahren bzw. die verdrängte Geschichte sprechen eben nicht von selbst zu uns, wir müssen sie freilegen. Mein ehemaliger Chef, Prof. Gerhard Melzer, benannte daher auch seinen Essay über die neue Heimatliteratur „Heimkehr mit Hindernissen“.

Herzlichen Gruß

Christian Ehetreiber

Weitere Informationen zu Herrn Mag. Christian Ehetreibers Wirken finden Sie hier:

https://www.argejugend.at/