„Trenchcoat-Woman“ - eine wahre Begebenheit zum Schmunzeln
Die Suche nach abgängigen Menschen ist immer eine ernste Angelegenheit – doch manchmal ergeben sich auch hier Momente und Situationen, die zum Lächeln verleiten! Norbert Raidl ist noch immer vermisst und unser Gästebuch erinnert uns an die Hoffnungen von Suchenden. Daher möchte ich mit einer kurzen Geschichte, die ich selber als Abgängigenfahnder erlebt, aber nicht in meinem Buch angeführt habe, ein wenig für Heiterkeit sorgen:
Lustig und traurig zugleich ist die Geschichte von „Trenchcoat-Woman“. Den Namen erhielt sie von uns, weil sie ständig in einem braunen Trenchcoat unterwegs war. Es war an einem dieser schwülen Sommertage, die Luft drückte schwer und beklemmend. Da klopfte es an der Tür unseres Zimmerchens und „Trenchcoat-Woman“ betrat den Raum. Sie war eine gute Endvierzigerin, etwas mollig, ca. 160 cm groß, ihre Augen waren braun und ihr dunkelbraunes Haar von leichten grauen Strähnen durchzogen. Ihre Bekleidung war schlicht und eintönig und – richtig – sie trug einen braunen Trenchcoat.
„Sind sie der Herr Mader?“ – „Ja!“ – „Aha, na dann bin ich ja richtig! Mein Sohn ist verschwunden!“ Und nun erzählte uns „Trenchcoat-Woman“ eine Geschichte, die zum Beginn durchaus fahndungswürdige Ansätze erkennen ließ. Ihr 25-jähriger Sohn war unter merkwürdigenden Umständen verschwunden und es gab seit Wochen kein Lebenszeichen mehr von ihm. Und dann, ganz plötzlich, griff sie in ihre Handtasche, nahm ein Trinkglas hervor und stellte es mit den Worten auf unseren Schreibtisch: „Sehen sie, hier werden sie die Fingerabdrücke meines echten Sohnes finden!“ – „Echt, weshalb echt?“ – „Na ja, mein echter Sohn wurde doch entführt und durch eine Kopie ersetzt. Ich sage ihnen ja, die Mafia! Die handeln mit menschlichen Organen und betreiben Gehirnwäsche! Ich sage innen was, Herr Mader, die wollen mich auch kopieren, das weiß ich! Oder wollen sie zusehen, wie die über mich herfallen?“
„Trenchcoat-Woman“ wurde für etwa drei Monate ständiger Gast in unserem Zimmerchen, trug bei jedem Besuch ihren Trenchcoat und erzählte uns ihre monströsen Geschichten. Wenngleich diese zu Beginn recht amüsant waren, so wurden sie im Laufe der Zeit doch lästig und sie begann auch ungehalten zu werden, weil sie meinte, wir würden nichts unternehmen und überhaupt, wir würden ihr ja gar nichts glauben! Auf Anraten Monikas, meiner Stellvertreterin, entschied ich mich, die „Beziehung“ zu „Trenchcoat-Woman“ ein für allemal zu beenden. Entgegen meiner sonstigen Art sagte ich ihr bei ihrem nächsten Besuch mit forschen Worten schlichtweg, dass ich ihre Geschichten für Blödsinn halte. Sichtlich aufgebracht und zornig verließ sie uns daraufhin auf Nimmerwiedersehen!
Ja, das war sie, die Geschichte zum Schmunzeln – und, sie fordert doch auch nach ein wenig Nachdenklichkeit. Durch die Erfahrung und das Wissen vieler alter Hasen und Häsinnen konnte ich im Laufe meiner Dienstjahre beachtliches an Wissenswertem sammeln. Meine Philosophie lautet deshalb: Kommunikation und Diskussion, Toleranz – und dann Entscheidung! Ich suche den Menschen und seine Seele, ich verachte Ungerechtigkeit, Ignoranz, Intoleranz, Überheblichkeit und Unmenschlichkeit schlechthin. Es gilt acht zu geben, dass der Mensch schlussendlich nicht das verliert, was eigentlich den Menschen ausmacht: Seine Menschlichkeit!
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