Rosa Kochs Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte - von den gefundenen Schwestern in den Arm genommen
Lesen Sie zuerst die Vorgeschichte hier:
https://www.abgaengig-vermisst.at/news/eine-wunderbare-erolgsgeschichte/
Und - was danach kam - Rosa Kochs Erzählung:
Vor geraumer Zeit hatte ich über meine Vatersuche erzählt: Mein Vater – ein Ukrainer und Rotarmist – war im zweiten Weltkrieg ein deutscher Kriegsgefangener und zu Ende des Krieges auf den Bauernhof meines Onkels in Arnsdorf bei Salzburg – gekommen. Hier hat er meine Mutter kennengelernt und ich bin im Februar 1947 zur Welt gekommen. Er ist dann Ende 1947 von Österreich nach Frankreich gereist. Er schrieb von dort meiner Mutter zwei Briefe, den letzten im September 1948, in dem er von einer Rückkehr in die Ukraine sprach. Deshalb begann ich meine – erfolglose Suche – im Osten. Nach ein paar Jahren Pause bekam ich bei einem Treffen der Besatzungskinder in Graz den Tipp, beim Vormundschaftsgericht anzufragen, ob mein Akt noch existiert und ich mehr über meinen Vater herausfinden könnte. Nach anfänglicher Abwehr des zuständigen Beamten und Einschalten der Volksanwaltschaft bekam ich nochmals einen Termin zur Akteneinsicht. Daraus habe ich erfahren, dass mein Vater in die USA ausgewandert war. Mit dieser Information (Schwierigkeiten gab es noch mit der kyrillischen Schreibweise des Familiennamens) konnte ich über das Österr. Rote Kreuz einen Auszug aus dem amerikanischen Sterberegister bekommen, wonach er bereits 1996 verstorben war. Bei der Suche nach eventuellen Familienangehörigen konnte das Rote Kreuz nicht mehr behilflich sein. Nach langen Nächten bei Recherchen im Internet, konnte ich vor zwei Jahren herausfinden, dass ich in Amerika drei Schwestern habe (in Wirklichkeit nur zwei, die Dritte ist die Tochter seiner Frau aus erster Ehe). Diese Schwestern habe ich nun besucht:
Nun habe ich es geschafft! Nach der ersten brieflichen Kontaktaufnahme mit meinen beiden Schwestern in Amerika habe ich sie nun mit meinem Mann in Amerika besucht und persönlich kennengelernt!
Mit meiner jüngeren Schwester Janit hatte ich bereits regelmäßigen E-Mail-Kontakt – sie ist 52 Jahre alt, verheiratet und hat einen 12-jährigen Sohn. Mit meiner zweiten Schwester Mary (53 Jahre alt, unverheiratet, Onkologie-Krankenschwester) gab es bisher nicht viel Kontakt. Aufgrund der Familiensituation von Janit (sie ist sehr mit ihrem Sohn beschäftigt – ihn von der Schule zu seinen verschiedenen Sport- und Musikkursen zu fahren, außerdem arbeitet sie von zu Hause als Managerin einer Schriftstellerin – ihr Mann arbeitet in Chicago und hat nur zwei Wochen Urlaub im Jahr) habe ich mir den Besuch und auch den Zeitpunkt gut überlegt. Wir haben unser Treffen in eine Amerika-Kanadarundreise eingebettet, um beiden Seiten den Druck eines großen Erfolges unseres Treffens zu nehmen. Sie hat sich dann bei unserer Abreise nochmals sehr bedankt, wie „thoughtful „ wir waren und auf Ihre Familiensituation so Rücksicht genommen haben.
Natürlich war ich sehr aufgeregt – nach ein paar Tagen in Chicago – mit dem Besuch des ukrainischen Viertels von Chicago, in dem mein Vater viele Jahre gelebt hatte, fuhren wir am Freitag nach St. Charles in Illinois. Als meine Schwester die Tür öffnete und wir uns umarmten, war sofort eine große Vertrautheit spürbar. Meine Tränen flossen, als sie mir ein wunderschönes Fotobuch – mit Fotos meines Vaters – als Willkommensgeschenk überreichte. Sie wohnen in einem sehr schönen Haus und stellten uns ihr großes Schlafzimmer mit wunderschönem angrenzendem Bad für die Dauer des Aufenthaltes zur Verfügung. Nach kurzer Zeit kam auch mein Schwager Ruben (seine Mutter ist Mexikanerin) nach Hause, der mich ebenfalls sehr herzlich begrüßte. Er sagte uns, wie aufgeregt Janit war und er es so mutig von mir fand, den ersten Schritt zu tun und eine so weite Reise für unser Kennenlernen zu unternehmen. Sie luden uns dann zum Abendessen in ein schönes Restaurant ein, wo wir uns in entspannter Atmosphäre weiter kennen lernen konnten.
Am nächsten Morgen kam meine Schwester Mary – auch sie ist eine sehr herzliche Person und wir waren einander sofort vertraut. Auch ihr Willkommensgeschenk hat mich aus der Fassung gebracht: Sie schenkte mir ein goldenes Kreuz, das mein Vater immer als Anhänger getragen hatte (er war sehr gläubig) und einen Muttergottesanhänger (er war ein großer Marienverehrer).
Später kamen dann noch Joan (Schwester aus der ersten Ehe ihrer Mutter) mit Tochter und Enkelkindern. Wir haben den ganzen Tag Fotos geschaut, gegenseitig über unser Leben erzählt. Mein Schwager Ruben hat gegrillt, es kamen außerdem noch Nachbarn und eine Freundin meiner Schwestern vorbei!
Als wir am nächsten Tag unsere Weiterreise antraten (mit Geschenken für unsere Enkelkinder) war ich mir nun ganz sicher, mit meinen Schwestern nun meine wirklichen Wurzeln und einen Teil meiner Familie gefunden zu haben. Interessant ist auch, dass (so wie ich) alle fanden, dass wir drei eine Ähnlichkeit haben (zumindest im Augenbereich).
Ich bin mir nun ziemlich sicher, dass sie uns– nachdem sie uns kennengelernt haben, wahrscheinlich schon im nächsten Jahr in Österreich besuchen werden.
Wir haben dann mit einem Mietauto eine schöne Rundreise über die großen Seen weiter nach Toronto und den Niagarafällen gemacht. Es war eine so schöne Reise - mit der inneren Dankbarkeit für das schöne Treffen - das Land und die Leute kennen zu lernen, in dem mein Vater ein Großteil seines Lebens verbracht hat und in dem meine neue amerikanische Familie lebt. Nach dem Besuch der Niagarafälle sind wir über Cleveland und Elkart (Besuch des Amish-countries) zurück nach Chicago, wo wir mit großer innerer Dankbarkeit den Heimflug antraten.
Von meiner Schwester Mary habe ich nun doch noch Adressen von Verwandten aus der Ukraine bekommen. Die Adressen sind zwar 20 Jahre alt, doch hoffe ich, nun auch noch Verwandte in der Ukraine kontaktieren zu können. Vater hatte sehr viel in die Ukraine geschrieben, doch sind keine Briefe mehr vorhanden. Mein Wunsch ist es, eventuell im nächsten Jahr in die Ukraine zu fahren, und das Geburtsdorf meines Vaters zu besuchen.
Ich möchte mich bei Ihnen heute nochmals für die Unterstützung bei meiner Suche zu bedanken. Ohne Ihre Unterstützung und die Gruppe der Besatzungskinder hätte ich meine Suche nicht so intensiv verfolgt!
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