Kindesentziehung – traurige aber immer präsente Wahrheit. Auch aktuell sucht in Wien ein Vater nach seiner Tochter
Welchen seelischen Belastungen Betroffene ausgesetzt sind lässt jener Fall einer Kindesentziehung mit glücklichem – wenn auch lange auf sich wartendem Ausgang – erahnen, den ich in meinem Buch „Vermisst“ geschildert habe.
Hier ein kurzer Textauszug:
Paukenschlag in einem Grazer Familiendrama: Neun Jahre nach der Entführung ihrer beiden Kinder kann eine zweifache Mutter ihren Sohn Philipp und ihre Tochter Ingrid bald wieder in die Arme schließen. Der Vater war mit dem Buben und dem Mädchen im Zuge eines Sorgerechtsstreits im Jahre 2004 spurlos verschwunden. Die Flucht des 59-jährigen endete nun mit seinem Tod bei einem Motorradunfall in Südamerika. Die Kinder sind wohlauf.
Dabei hatte für die Grazer Familie E. alles ganz romantisch begonnen. Georgine und Johann hatten sich kennen- und lieben gelernt, als die junge Ungarin nach Österreich kam, um die Mutter ihres späteren Ehemanns als Krankenpflegerin zu betreuen. Man heiratete, Tochter Ingrid und Sohn Philipp kamen zur Welt.
Doch schon bald begannen die Probleme. Johann E. fing an, seine Frau zu bedrohen: „Wenn du mich verlässt, bringe ich die Kinder um und sprenge alles in die Luft.“ Daraufhin flüchtete Georgine schließlich 2004 vor Ihrem gewalttätigen Mann ins Frauenhaus. Das Sorgerecht über die Kinder wurde ihre zugesprochen. Doch Johann E. nutzte sein Besuchsrecht im November desselben Jahres aus – und entführte das damals achtjährige Mädchen und seinen fünf Jahre alten Bruder.
Für die zweitfache Mutter begann ein unglaublicher Leidensweg. Der „Fall E.“ machte österreichweit Schlagzeilen. Doch auch nach flammenden Appellen der Mutter in der Kronen Zeitung und ORF-Sendungen wie „Thema“ oder der „Barbara Karlich Show“ gab es kein Lebenszeichen ihrer Liebsten. Selbst ein verzweifelter Video-Aufruf unter Tränen auf YouTube brachte keinen Erfolg – genauso wenig wie die weltweite Fahndung. Die Hoffnung schwand mit den Jahren, selbst steirische Ermittler glaubten, dass der Vater die Kinder ermordet hatte.
Jetzt, fast nach neun Jahren später, ging das Familiendrama zu Ende. Doch nicht durch irdische Gerichtsbarkeit, sondern durch den Tod des Vaters. Einen Monat vor seinem 60. Geburtstag starb der Kindesentführer an seinem Fluchtort in Paraguay bei einem Motorrad-Unfall in der Stadt Encarnacion. Als sich die Behörde der Waisenkinder annahm, flog alles auf.
Die wieder in ihre Heimat Ungarn gezogene Mutter (46) wurde inzwischen informiert. Sie will schnellstmöglich nach Paraguay, um ihre Kinder nach 9 Jahren endlich wieder in die Arme schließen zu können. ( © Kronen Zeitung, 10.10.13)
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